Die Remise

Zum Hintergrund


Die Remise befindet sich auf dem Schulhof der Nürtingen Grundschule in Berlin-
Kreuzberg. In den vergangenen Jahrzehnten stand das kleine Gebäude, das mal ursprünglich als Geräteraum genutzt wurde, lange leer, wurde in den letzten
Jahren aber immer wieder für künstlerische Projekte mit Schüler_innen oder andere Kooperationen genutzt. Seit Frühling 2018 läuft hier das zunächst auf zwei Jahre angelegte Projekt „Lokalhistorisches Archiv/Museum“, das in Kooperation mit dem FHXB Museum,
Zeitzeug_innen, Kulturschaffenden sowie interessierten Bewohner_innen aus der Nachbarschaft
Bildung, Forschung, Kunst und Kuratieren miteinander verbindet.


Die Remise als Archivraum


Angefangen hat das Projekt mit der Sichtung des Archivs der Nürtingen-Grundschule. Am 15.
Februar präsentieren wir die ersten Ergebnisse, die nur den Auftakt zur weiteren Aufarbeitung
der Schul- und Migrationsgeschichte Berlin-Kreuzbergs seit den 1960ern bildet. Zur Erforschung
steht zum Beispiel die Schulchronik bereit, die zum Teil bereits kommentiert und
diskriminierungskritisch ausgewertet wurde. An Tischen kann weitergeforscht und gearbeitet
werden. Wir hoffen, damit einen Diskurs anzustoßen, der den schwerwiegenden institutionellen
Rassismus in der deutschen Schulgeschichte thematisiert, der bis heute Kindern und
Jugendlichen die Chance auf eine gleichberechtigte Bildung verwehrt, ihnen die Freude am
Lernen nimmt und ihnen beibringt, dass sie „anders“ und dadurch „defizitär“ seien. Wir widmen
unsere Arbeit auch all denen, die heute nicht über ihre Vergangenheit an dieser Schule sprechen
können, weil sie weh tut, und die teilweise selber heute ihre Kinder in diese Schule bringen. Wir
wünschen uns, dass die ungehörten, marginalisierten Stimmen aus dem Archiv endlich Gehör
finden. Daher rufen wir auch alle dazu auf, ihre Erinnerungen an die Nürtingen-Grundschule oder
e.o.-Plauen-Grundschule mit uns zu teilen. Wenn die Remise dadurch für manche zunächst ein
Ort des Trauerns wird, dann sehen und respektieren wir das und hoffen, dies entsprechend
auffangen zu können.


Die Remise als Begegnungsraum


Die Remise möchte ein Ort der Begegnung für Schüler_innen, Eltern, Nachbar_innen und
Interessierte sein. Wie genau das aussehen kann, möchten wir in den nächsten Monaten mit
allen Interessierten gemeinsam herausfinden. Wir träumen davon, insbesondere für
Schüler_innen und Eltern eine Insel inmitten des Schulhofs zu sein, die vielleicht sogar
empowernd sein kann. Jeden Montag zwischen 12 und 18 Uhr laden wir bei einer Tasse Tee
oder Kaffee zu Gesprächen oder gemeinsamem Schweigen ein – oder wir überschreiben und
überkleben gemeinsam alte Schulbücher. Genauso können wir uns vorstellen, den Raum
Initiativen und Personen aus der Nachbarschaft zur Verfügung zu stellen, die ihn für eigene
Angebote nutzen möchten – insbesondere von denen, die sonst schweren Zugang zu
Projekträumen haben. Da der Begegnungsraum noch im Begriff ist zu wachsen, lohnt es sich,
immer wieder auf der Homepage nach Veranstaltungen und Möglichkeiten mitzumachen zu
schauen.


Die Remise als Lern- und Ausstellungsraum


Wir freuen uns, in der Remise zum ersten Mal eine Ausstellung zu präsentieren, die es so
vielleicht noch nie gegeben hat: Kinder und Jugendliche befassten sich über die Historie der
Schule mit der Historie der Nachbarschaft, mit großen Kämpfen, aber auch den kleinen Details,
die an den Rand der deutschen Geschichte gedrängt wurden. Sie erkundeten Biografien,
sponnen um einzelne Personen ganze Geschichten und begaben sich auf diese Weise auf die
Reise ihrer eigenen Familienbiografie. In dieser ersten Runde zeigen wir, dass Kinder und
Jugendliche nicht nur die Ausstellungsmacher_innen von morgen sind, sondern auch von heute.
In der Remise, jenseits alltäglicher Curricula, bestimmen sie selber, welches Wissen wichtig ist
und wie es in einem Museum erzählt werden soll. Langfristig soll sich die Remise als
Ausstellungsraum etablieren, der später auch von Gruppen aus der Nachbarschaft bespielt
werden kann, auch in Kooperation mit Schüler_innen.

 

Mariannenplatz 28, 10997 Berlin

 

www.dieremise.org

 

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